In diesem Jahr fand zum zweiten Mal ein „Gedenken an die Toten an den europäischen Außengrenzen“ statt. Das Vorbereitungsteam hat auch diesmal bewußt den Volkstrauertag, 19.11.18, dafür ausgewählt.
Der Trägerkreis erklärte dazu: „Wir trauern um die Toten, die uns in den Medien nur als Zahlen entgegentreten, es sei denn das Bild eines gekenterten Flüchtlingsbootes rüttelt uns vorübergehend auf. Wir trauern um die Menschen, die am ´Fuße unserer Festung Europa´ auf der Suche nach Sicherheit zu Tode kommen.“ Darauf soll auch der Titel „…die im Dunkeln sieht man nicht“ (B. Brecht) hinweisen.
Dem Trägerkreis gehören derzeit der Interreligiöse Arbeitskreis, der Koordinationskreis Asyl, das ev. und kath. Dekanat Darmstadt, die Antirassistische Gruppe Internationale Solidarität, der ägyptische Verein und pax christi Darmstadt an. Schon im Foyer zum Saal der Diakoniekirche in der Erbacher Str. empfing die Teilnehmenden eine blaue Folie mit aufgelegten Flip-Flops. Jeder dieser Flip-Flops symbolisierte einen im Mittelmeer ertrunkenen Menschen. Dieses Band zog sich weiter im Saal. Am Saaleingang präsentierte sich den Eintretenden eine kleine Bilderausstellung zum Thema Flucht, sowie Tafeln zum Thema Äthiopien, erstellt in Zusammenarbeit mit äthiopischen Flüchtlingen, die sich regelmäßig zum Begegnungscafé im türkischen Volkshaus „Halkevi“ treffen. Äthiopien und die dortigen Fluchtgründe wurden in der Veranstaltung von Angelika Schröder (AGIS) besonders hervorgehoben.
Eindrücklich waren ein persönlicher Fluchtbericht eines Äthiopiers und eine allgemeine Reflexion zum Thema Flucht aus der Feder von Annika Cavalcante in der 9. Jahrgangsstufe im Schuldorf Bergstraße. Das Gedenken 2018 wurde musikalisch von der aramäischen Sängerin Maria Kaplan gestaltet. Die symbolische Gedenk-Zeremonie, das Entzünden der Kerzen, begann mit einer Einleitung von Pfr’in. Ulrike Hofmann (Ev. Dekanat). Die ca. 50 Anwesenden wurden eingeladen, jeweils eine Kerze zu entzünden und auf eine ebenfalls blaue, das Meer symbolisierende, Unterlage abzustellen. Die Einstimmung und Moderation der Veranstaltung hatte Johannes Borgetto (KOKAS).
In der Erklärung des Trägerkreises hieß es: „Seitdem die Europäischen Außengrenzen immer stärker bewacht und befestigt werden, die Hilfsorganisationen in ihrem Dienst an der Rettung von der in Seenot geratene Menschen in ihrer Tätigkeit immer massiver behindert werden, ist die Möglichkeit von Menschen, die Flucht übers Mittelmeer nach Europa zu anzutreten, gesunken. Dennoch gibt es immer noch zahlreiche Menschen, die sich zu diesem Weg auf überfüllten und seeuntauglichen Booten getrieben fühlen. Andere versuchen zu Hunderten gleichzeitig die Festungsgrenze um die spanische Exklave Ceuta auf afrikanischem Festland zu überwinden. Unzählig viele haben diese Wege im zurückliegenden Jahr nicht überlebt.
Wir wollen ihrer gedenken. Wir wollen damit aus dem Schweigen heraustreten, dass vielerorts um die Geschehnisse gelegt wird. Unser Mitgefühl für die Hinterbliebenen ist zugleich eine Mahnung für eine menschenfreundliche und humane Politik, die an den europäischen Außengrenzen nicht Halt machten darf.