Bericht aus der Praxis der „Menschen unterwegs“

nacherzählt von Johannes Borgetto

„Ich war im „Offenen Haus“ in der Rheinstr. 31 und habe dort die Flüchtlingsfiguren im Kirchenladen gesehen. Auf die Frage, ob ich eine Figur mitnehmen könne, wurde dies nach einiger Überlegung bejaht und darauf hingewiesen, daß die Figuren im öffentlichen Raum präsentiert sein sollen. Das habe ich versichert. So ist die Figur zu meiner Begleiterin geworden. Im Café habe ich sie auf meinen Tisch gestellt. Von anderen Café-Besuchern kamen neugierige Fragen, die ich entsprechend beantwortete. So kam ich vielfach über Flüchtlingsfragen mit Passanten ins Gespräch. Das wiederholte ich auch in anderen Cafés, nur an der Uni war die Zurückhaltung groß und es kamen keine Gespräche zustande. An der Bus-Haltestelle und auf dem Luisenplatz hat die Figur jeweils neben mit Platz genommen. Leider fiel sie mir einmal herunter und hat eine Hand verloren. So ist das eben mit Menschen in Unsicherheit. An einer Stelle kam ich mit zwei Mädels ins Gespräch, die dann miene Figur adoptierten. Jetzt muß ich mir einen neuen Wegbegleiter suchen“. (Ende der Erzählung)

Das ist ein sehr schöpferischer Umgang mit den Figuren. Es ist ein Anstoß, miteinander zu einem bestimmten Thema ins Gespräch zu kommen. Eine der Figuren wird zu meiner ständigen Begleiterin, die auch mir bereits ihre Geschichte erzählt hat, und die ich Interessierten weitererzählen kann. Andere Menschen hören vielleicht eher mal zu, wenn ein Flucht-Schicksal ihnen über eine solche etwas spielerische Weise nahe kommt. Ich kann mich der Fluchtgeschichte soweit nähern, wie ich möchte, ohne daß die Anwesenheit eines konkreten Menschen eine soziale Anforderung ausstrahlt.

Den Aufkleber hat mein Berichterstatter wohl wahrgenommen, ihn aber nicht als Träger einer Netz-Adresse identifiziert. Das ist wohl eine generelle Schwierigkeit mit den kleinen Aufklebern.

Es ist dennoch eine starke Form des Umgangs mit den Figuren: Adoptiere einen Flüchtling und laß‘ ihn die Türe zu Gesprächen öffnen, wo immer ich bin…

zur Nachahmung empfohlen