Das Eberstädter Begegnungscafé
Dienstags 15 bis 18 Uhr, derzeit im Rathaussaal Eberstadt, Oberstr. 11
Seit dem 5. Januar 2016 treffen sich jeden Dienstagnachmittag im Begegnungscafé Eberstadt aus ihrer Heimat geflüchtete Menschen und Eberstädter zum gemeinsamen Kaffeetrinken, Kuchenessen und Kennenlernen.
Die Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, Irak, Iran, Syrien… Sie sprechen Arabisch, Kurdisch, Amharisch, Dari, Farsi, Tigrinja… Sie sind Sunniten, Schiiten, Alawiten, Jesiden, Christen… Sie sind Studierte, einfache Arbeiter oder Analphabeten. Sie sind alleine, als junge Familien oder mit ihrer ganzen Großfamilie unterwegs. Sie sind minderjährig, im mittleren Alter oder Großeltern. Aber so verschieden die Menschen sind: hinter allen liegt ein langer und beschwerlicher Fluchtweg und alle haben nur einen Traum: endlich anzukommen, endlich Deutsch zu lernen, endlich Arbeit zu finden und endlich ohne Angst in Frieden und Freiheit zu leben. Wir, das sind echte Ewwerschter und aus Darmstadt, dem restlichen Deutschland, Europa und den angrenzenden Ländern Zugezogene und inzwischen in Eberstadt heimisch Gewordene. Wir sprechen Hessisch, Schwäbisch, Hochdeutsch und dank vieler ausländischer Mitbürger Farsi, Dari, Türkisch, Kurdisch, Arabisch… Gerade in der Anfangsphase des Cafés herrschte oft ein babylonisches Stimmengewirr – doch dank Dolmetscherketten mit jeweils mehreren Dolmetschern (zum Beispiel: Deutsch-Türkisch-Kurdisch-Kurdischer Dialekt-Kurdisch-Türkisch-Deutsch) konnten wir bisher fast jede Frage beantworten.
Ende 2015 wurde das „Begegnungscafé Eberstadt“ auf Initiative eines Bürgers ins Leben gerufen. Den Aufbau und die Organisation übernahm, auch mit persönlichem Einsatz, der Eberstädter Bezirksverwalter Achim Pfeffer.
Das Begegnungscafé war ursprünglich als Treffpunkt für die in Eberstädter Hotels und der Hirtengrundhalle untergebrachten Flüchtlinge mit Eberstädter Bürgern geplant. Nach der plötzlichen Auflösung der Notunterkunft Hirtengrundhalle wurden die anderweitig untergebrachten Flüchtlinge in Eberstadt gezielt angesprochen und von den Hotels zunächst abgeholt. Es sprach sich auch im südlichen Darmstadt herum, dass es im Begegnungscafé Informationen gibt über Sportmöglichkeiten, über freie Plätze in einem der ehrenamtlich geführten Deutschkurse und, dass es hier Menschen gibt, die beim Ausfüllen von Formularen oder beim Umzug in die erste eigene Wohnung helfen. Besonders geschätzt wird die freundschaftliche Atmosphäre im Café.
Die anfänglichen Berührungsängste sind schnell verflogen. Viele der Flüchtlinge kommen regelmäßig und die Freude des Wiedersehens ist immer auf beiden Seiten groß. Inzwischen nutzen die meisten, unter ihnen viele junge Erwachsene, den Dienstagnachmittag als intensiven Nachhilfeunterricht in Deutsch. Kaum stehen Kaffee und Kuchen auf dem Tisch, packen sie ihre Deutschhefte aus und dann werden Vokabeln, Satzbau und Grammatik gebüffelt – bevorzugt in einer Eins-zu-Eins-Betreuung. Das vorhandene Unterrichtsmaterial wird regelmäßig hinzugezogen, auch für häusliches Üben ausgeliehen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, Gespräche zu führen, Info-Gänge in Eberstadt zu unternehmen oder Spiele aus dem gut gefüllten Spieleschrank zu spielen.
Eine besondere Herausforderung ist die Betreuung der mitgebrachten Kinder. Glücklicherweise hilft dabei auch eine ausgebildete Kunsttherapeutin.
Etwa 25 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer halten den Betrieb aufrecht. Zwischen 20 und 30 Flüchtlinge, unter ihnen immer wieder auch neue Gesichter, werden so betreut.
Am letzten Dienstag jeden Monats folgt ein Planungsgespräch der Mitarbeitenden. Im permanenten Aufbau ist eine Info-Börse.
Die im Begegnungscafé entstandenen persönlichen Kontakte werden auch im privaten Rahmen bei Ausflügen, gemeinsamem Kochen, Einladungen z. B. zu Geburtstagen, Hilfen bei Ämtern, Arztbesuchen, der Wohnungssuche, Möbelbeschaffung und -transporte sowie Fahrradbeschaffungen usw. gepflegt. Selbst Brillen wurden schon gesponsert.
Vielleicht sind Sie ja neugierig geworden und möchten auch gerne Menschen aus so vielen Ländern kennenlernen. Dann kommen Sie doch einfach mal dienstags vorbei. Über neue Gesichter freuen sich das Helferteam und die Flüchtlinge immer. Es sind alle willkommen!
Das Begegnungscafé findet jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr im ‚Haus der Vereine‘ in der Oberstraße 16 statt.
Während der Sanierung dieses Gebäudes sind wir derzeit in den Rathaussaal in die Oberstraße 11 umgezogen.
Veronika Heineken
Gustav Fetzer