Bericht Flüchtlingsfest Pfungstadt 26.09.14
Zu einem Begegnungsfest zwischen Pfungstädter Bürgern und Flüchtlingen der Stadt luden der „Koordinierungskreis Asyl Darmstadt und Landkreis“, der „Arbeitskreis Flüchtlinge der katholischen Kirche“, die Stadt Pfungstadt und der Kreis-Ausländerbeirat ein.
Völlig überrascht waren die Veranstalter als bereits kurz nach 16 Uhr das Mühlbergheim mit Gästen voll besetzt war. Eigentlich hatte man mit einem gemächlichen Start gerechnet und an den Beginn des Flüchtlings-Begegnungsfestes ein Malangebot für Kinder gelegt. Zur Anleitung hatte sich die Maltherapeutin Annbritt Uhlig aus Jugenheim zu Verfügung gestellt. Doch dann war auch schon der Chor der Friedrich-Ebert-Schule zur Stelle, konnte aber mit Kaffee und Kuchen noch eine Weile ruhig gestellt werden, damit der Zeitplan nicht völlig durcheinander geriet.
Die Kuchentafel, wie später auch das Abendbüffet, waren reichlich bestückt durch interkulturelle Angebote der in Pfungstadt Schutzsuchenden. Ermöglicht wurde dieses interkulturelle Kochen durch eine Finanzierungshilfe des Kreis-Ausländerbeirates, eines der Veranstalter des Festes. Die weiteren Veranstalter waren Stadt und Asylkreis Pfungstadt, sowie der „Koordinierungskreis Asyl Darmstadt und Landkreis“. Auch sie erweiterten die Tafel durch eigene kulinarische Beiträge, die von Pfungstädter Bürgerinnen noch ergänzt wurden und stellten Personal und Programm der Veranstaltung. Als der Chor dann gegen 17 Uhr endlich loslegen durfte, bot er einen fulminanten Auftritt, ergänzt durch persönliche Migrationserfahrungen seiner koreanisch-stämmigen Chorleiterin Frau Park-Assem. „O happy day“ war der Wunsch des Chores, der an diesem Nachmittag auch voll in Erfüllung ging. Eine nicht weniger eindrucksvolle musikalisch-interkulturelle Antwort gab anschließend das Trommelduo Nestor und Issa Sanou aus Bobo Dioulassou in Burkina Faso. Leider werden sie Pfungstadt in Zukunft nicht weiter anheizen können, wie sich Bürgermeister Koch in seiner anschließenden Begrüßungsansprache wünschte, da sie nur zufällig zum richtigen Zeitpunkt in der Region waren und zu Hause in einer eigenen Musikschule den Nachwuchs ausbilden.
Neben Bürgermeister Koch konnte der Moderator der Veranstaltung, Johannes Borgetto vom Koordinierungskreis Asyl, auch die 1. Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück, den Leiter des Kreis-Flüchtlingsamtes, Thomas Koch und die langjährige Verantwortliche für Flüchtlinge in Pfungstadt, Ursula Backes, begrüßen. Der Bürgermeister bedankte sich besonders, stellvertretend für das gesamte Team, bei Jeanette Baumung vom Pfungstädter Asylkreis und bei Halima Gutale, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Pfungstadt mit halber Stelle.
Überrascht war das Publikum, als sich plötzlich aus dem Hintergrund einige Gestalten lösten und in szenischer Darbietung das Thema Diskriminierung und Rassismus behandelten. Dazu hatten sich Studierende der Evangelischen Hochschule Darmstadt bereit erklärt, die ihre Studienarbeit aus dem Fach Kulturpädagogik vorstellten.
Bittere Realität von Flüchtlingssituationen wurden den Interessierten gegen 20 Uhr geboten. Ulrike Schmutz von den „Christian Peacemaker Teams“ berichtete mit einem Reisebericht in Kurzfilm über die Lage der Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos, die direkt der Türkei vorgelagert ist. Dort hat die Organisation einen Stützpunkt errichtet, um die einheimischen Kräfte zu fördern und zu ergänzen. Aus anderer Perspektive nahm der zweite Bericht die Flüchtlingssituation in Süditalien auf. Der HR-iNFO Reporter Riccardo Mastrocola berichtete von einer Informationsreise durch Sizilien und Südkalabrien und hatte trauriges wie aber auch tröstliches zu mitzuteilen. So versucht ein Bergdorf in Südkalabrien die Landflucht der eigenen jungen Menschen durch die gezielte Aufnahme von Flüchtlinge auszugleichen. Verlassene Häuser werden so wieder mit Leben gefüllt, Kunsthandwerk aus fernen Ländern bietet Touristen einen Anreiz, das Dorf zu besuchen und Schule wie Kindergarten beleben sich wieder. Ergänzt wurde der Bericht durch Bilder von Johannes Borgetto, der den Journalisten auf der Reise begleitet hatte. Bewegt durch die Berichte sah sich eine Zuhörerin aus Somalia, neu in Pfungstadt, dazu motiviert, der Zuhörerschaft von ihrer eigenen, noch frischen Fluchtgeschichte zu berichten. Mit diesem Spontanbericht im Ohr wurden die Anwesenden in den Abend entlassen.