93. Mahnwache am 13. Mai 2024

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Wir sind ein wenig spät, Monika telefoniert schon nach mir. Renate und Dieter sind da, Monika, etwas später noch Elisabeth, noch später Gosia und Brigitte. Mit uns beiden also 8 Personen, ein gutes Aufkommen für einen Pfingstmontag.

Es war wieder kurzweilig: Eine Gruppe junger Leute mit Migrationsgeschichte bleibt stehen, einer fängt ein Gespräch mit Monika an. Am Schluß laden wir ihn/sie zum Mitmachen ein. Leider noch immer kein Handzettel zur Hand. Finden unseren Einsatz gut. Am anderen Ende unserer Aufstellung interessiert Sicherheit eine Gruppe junger, traditioneller Musliminnen. Sagen aber nichts. Als ich sie fotografiere, drehen sie sich weg. Ein weiterer Mann, ebenfalls mit Migrationsgeschichte, spricht auch russisch, engagiert sich für Ukrainer, ist erbost über die deutsche Bürokratie, die Ehrenamtliche immer wieder ausbremst. Da sind wir uns einig. Wir sind in mal wieder Blitzableiter, bzw. Klagemauer.

Dann kommt ein lächelnder Ex-Türke zu uns, sehr freundlicher Herr mit deutschem Paß. Sehr freundlich äußert er seine Skepsis gegenüber unserem Anliegen. Irgendwann muß Schluß sein, mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Und deshalb sei er für die AfD. Krasse Verallgemeinerungen: alle Muslime sind Islamisten, Faschisten. Vor Ihnen sei er aus der Türkei geflohen. Jetzt würden sie sich hier breit machen. Ich widerspreche. Weise auf meine Erfahrungen in den Darmstädter Moscheen hin. Aha, da sehe man doch schon, wie sie sich ausbreiten. Ist ja auch i.O., wir haben Religionsfreiheit. Da kann er nichts zu sagen. Aber er weiß, wovon er redet, er fühlt sich in Deutschland wohl, aber die muslimischen Faschisten müssen gestoppt werden. Auch da sind wir uns einig. Soweit es islamische Faschisten gibt, müssen sie zurückgewiesen werden. Wir weise ihn darauf hin, daß er also muslimische Faschisten eintausche, gegen deutschen Faschisten. Auch das will er nicht glauben. Wir weisen ihn auf das Potsdamer Treffen hin. Er glaubt nicht, daß er da auf der Abschußliste stünde. Wir weisen ihn darauf hin, daß auch wir als dann „politically incorrecte“ Personen auf der Abschußliste stünden. Ihm würde auch sein deutscher Paß dann nicht mehr weiterhelfen. Er versteht ein wenig arabisch, sagt er, und höre die Araber raunen, über freizügige Frauen: „alles Nutten“. Könnte auch von erzkonservativen Katholiken kommen, werfe ich ein. Ich verwahre mich gegen seine Verallgemeinerungen. Nicht alle Muslime sind Islamisten, Faschisten, nur eine winzige Gruppe, die allerdings sehr präsent ist. Er aber hat seine Erfahrungen, die wir ihm auch gar nicht absprechen wollen/können. Wir haben aber auch unsere Erfahrungen.

Fazit: We agree to disagree. Sehr freundlich faßt er zusammen: Sie sind engagierte, ehrenwerte Menschen, sagt er uns, nur leider mit falschen Überzeugungen. Das „Kompliment“ gebe ich gerne zurück: Auch er hat in unseren Augen leider die falschen Überzeugungen, zieht falsche Schlußfolgerungen.

Kein Aufbrausen, Keine Beschimpfungen. Ein sehr freundliches Gespräch.
Dennoch bin ich mit meiner Gesprächsführung noch immer nicht zufrieden.
Dann noch ein Tip von Elisabeth: Mediathek: „Letzte Hoffnung Kirchenasyl“:
https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/letzte-hoffnung-kirchenasyl-100.html

Text: Johannes

Kontakt:
Monika Müller-Ahlheim, mail: <monika_m-a@gmx.de>
Johannes Borgetto, mail: <info@asylkreis-darmstadt.de>