Gedenken an die Toten an den Europäischen Außengrenzen am 17.11.2024

Foto: Johannes

Ein blaues Tuch liegt kraus auf dem Boden des Ludwig-Metzger-Platzes. Es ist mit Steinen gegen den Wind festgehalten und symbolisiert das Mittelmeer. Das Lampedusakreuz, auf Lampedusa gefertigt aus den Planken eines der Flüchtlingskähne, begrenzt das Meer. Daneben die Wanderfriedenskerze, Christinnen und Christ erinnert sie an die Osterkerze. 12 Exemplare wandern vom Antikriegstag (1.9.) bis zum Totensonntag, Sonntag vor dem 1. Advent, durch die Region und werden bei Friedensveranstaltungen aufgestellt. In diesem Jahr sind sie den „Opfern der vergessenen Kriege“ gewidmet, Kriege, die in Europa meistens nur in Zahlen von Flüchtenden registriert werden.

Trotz nasskaltem Wetter fanden sich über 30 Personen ein, um nunmehr zum 7. Mal gemeinsam am Volkstrauertag der Toten zu gedenken, die auf dem Weg nach Europa ums Leben kamen. Eingeladen hat wiederum ein Team aus kirchlichen und säkularen Institutionen und Gruppen. Johannes Borgetto (Koordinationskreis Asyl Darmstadt und Region) leitet durch die Veranstaltung und zitiert zu Beginn einige Zahlen: Gemäß UNHCR waren Mitte 2024 mehr als 122 Mio. Menschen auf der Flucht. 2023 starben oder verschwanden laut dem Flüchtlingshilfswerk mindestens 4.110 Menschen, die genaue Zahl wird für immer im Dunkeln bleiben. Bereitgestellte Kerzen werden entzündet und im Gedenken an die Toten auf das blaue Tuch platziert. Der Wind hat sie schnell gelöscht, symbolhaft für den Tod im Mittelmeer. Die Zeremonie wird begleitet von Musik der Querflötistin Farnaz Laleh-Gruber, die aus dem Iran nach Deutschland gekommen ist.

Malena Trost (Seebrücke) trägt einen Ausschnitt aus dem Buch „Die Grenzen des Glücks“ vor, der die menschenunwürdigen Zustände im Flüchtlingslager Karatepe II schildert. Clemens Wesselburg, ehrenamtliches Mitglied bei Amnesty International in Darmstadt, warnt vor der Mißachtung der Menschenrechte in Europa und ruft in seinem Beitrag zu Solidarität mit den Geflüchteten auf:
„Wir bestehen auf Menschlichkeit und Menschenrechten.“ Einigermaßen durchgefroren geht es dann nach Hause, oder ins warme Foyer des Liebig-Hauses, wo sich Interessierte noch den Film „Route 4“ anschauen können, der am Beispiel der Organisation „Sea Eye“ die traurigen und oft gefährlichen Situationen der Seenotrettung schildert. Der Film macht deutlich, inwieweit die chaotischen und rassistischen Zustände in Libyen die Menschen dort in die Boote zwingen.

Text: Johannes