„Über 25.000 Menschen haben sich am 29. September 2018 an der We`ll Come United Parade in Hamburg beteiligt. Nie zuvor gab es in Deutschland eine größere Demonstration für Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte und schon gar nicht in dieser Zusammensetzung. Angeführt von Geflüchteten aus Afrika, aus Asien sowie von Roma, die alle gegen Abschiebungen und für ihr Bleiberecht kämpfen; gemeinsam mit Aktivist*innen, die sich in Organisationen der Seenotrettung oder in Initiativen der Solidarischen Städte engagieren; zusammen mit migrantischen Gruppen, die den Rassismus in den Behörden und in der Gesellschaft kritisieren. Viele teilen die Einschätzung, dass es nie zuvor eine größere anti-rassistische Demonstration in dieser Zusammensetzung gab. Aufgerufen hatten ca. 450 Organisationen, 44 Themenwagen von verschiedensten Organisationen waren beteiligt.
Aus Darmstadt und näherer Umgebung waren wir mit zwei Busse angereist. Der Themenwagen aus der Region Rhein-Main, an dem wir aus Darmstadt beteiligt waren, hatte das Thema „Stand up against deportation und make noise“ – Aufstehen gegen Dublin-Abschiebungen. Dargestellt durch das Cockpit eines Flugzeugs, aus dem eine Faust ragte und das als Abschluss eine gelbe Trillerpfeife hatte. Begleitet wurde das Flugzeug von Flugkapitän und Begleitpersonal sowie dem notwendigen technischen Personal. Die Demonstrant*innen aus dem Rhein-Main-Gebiet (und andere) begleiteten und unterstützen den Wagen lautstark.
Die Parade war eindrucksvoll. Es würde hier den Rahmen sprengen alle anderen Themenwagen aufzuführen. Erwähnt werden sollte, dass Sea Rescue (Iuventa – Jugendseenotrettung und Sea Watch) gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung im Mittelmeer, sowie das Festsetzen der Schiffe und der „Aufklärungsflugzeuge“ demonstrierte. Auch das Bündnis „Seebrücke – schafft sichere Häfen“ war dabei. „Stoppt das Massensterben im Mittelmeer“ – Dieses Thema fand am Ende der Parade auf der großen Abschlusskundgebung eine breite Solidarität.
Viele Wagen hatten Themen wie Gesundheit für Alle, gleiche Rechte für Alle, Wohnraum für Alle, Bildung für Alle, Familienleben für Alle. Außerdem einige Wagen gegen rechte Hetze und Nazis, zum NSU-Komplex, für die Rechte von Frauen („women in exile“ und „women in action“), für die Rechte der queeren community und viele mehr. Auch einige der migrantischen communities hatten ihre eigenen Wagen. Als Teilnehmer*innen waren auch die Mitglieder des „City Plaza“ Hotel aus Athen mit einem eigenen Truck anwesend. Es handelt sich hier um ein selbstorganisiertes Flüchtlingsprojekt in Athen.
Und nicht vergessen werden sollte der Wagen zum Bürger*innenasyl – diese Kampagne existiert seit 2017 auch in Darmstadt und im Rhein-Main-Gebiet. Sie versteht sich als Erweiterung des Kirchenasyls und Unterstützung der communities, in deren Alltag es oft schon Normalität hat, Freund*innen ohne Papiere einige Zeit zu unterstützen. Beim Bürger*innenasyl sind Bürgerinnen und Bürger mit ihrem eigenen Engagement gefragt und aufgerufen, ganz praktisch Abschiebungen zu verhindern.
Nach Parade und Schlusskundgebung gab es ein Konzert und unter dem Motto „Can´t stop moving“ einige Feste bis in die Nacht bzw. den frühen Morgen. Um 11:00 Uhr am Sonntag fuhren wir mit unseren Bussen zurück, trotz großer Anstrengung hatten wir den Eindruck Energie getankt zu haben und waren uns einig: es hat sich gelohnt!
Angelika Schröder