Refugee Welcome Café Jahresbericht 2017

Rückblick des Trägervereins ClandestIni Darmstadt:

Unser Beratungscafé in Darmstadt läuft nach wie vor gut, jeden Samstag von 14 – 18 Uhr ist geöffnet, die foodsaver bringen Lebensmittel, was fehlt wird eingekauft. Einige übernehmen dann das Kochen, das ist ein Selbstläufer geworden. An dieser Stelle ein riesengroßer Dank an das Halkevi, das uns nach wie vor die Räume kostenlos zur Verfügung stellt, obwohl sie selbst nur wenig Geld haben.
In diesem Jahr hat sich die Gruppe der BesucherInnen verändert. Man kann daran immer ablesen, wie groß die Probleme mit den Asylverfahren sind. Die Hauptgruppe kommt gerade aus Äthiopien, vor allem von der Gruppe der Oromo. Deren Situation in Äthiopien spitzt sich massiv zu, in den Asylverfahren werden aber fast alle abgelehnt. In diesem Zusammenhang haben wir in Darmstadt im April gemeinsam eine hessenweite Demo organisiert, bei der es darum ging, über die Situation
zu informieren.

Mit der gleichen Gruppe haben wir – zusammen mit einigen anderen Darmstädter Gruppen – eine Demo zum Antikriegstag am 01.09. auf die Beine gestellt. Wir wollten die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer der FaschistInnen im Zweiten Weltkrieg mit den heutigen Kriegen verbinden. Dies wollen wir im nächsten Jahr gerne in ähnlicher Form wiederholen.

Das Hauptereignis des Jahres war die Vorbereitung und Teilnahme an der großen we’llCome United Parade in Berlin im September. Dazu hatten wir seit Jahresanfang bereits regionale Vorbereitungstreffen gemacht, sind immer auch mit Geflüchteten auf die bundesweiten Vortreffen gefahren.Die antirassistische Parade selbst war ein großes Ereignis, sachkundige Beobachter sagen, die größte und kraftvollste Demonstration seit Jahren. Die Vorbereitung hat viel Kraft gekostet, viel Geld musste organisiert werden, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Aus Darmstadt sind wir mit zwei Reisebussen, aus dem Rhein-Main-Gebiet mit insgesamt 8 Reisebussen nach Berlin gefahren. Die meisten Tickets gingen an Geflüchtete, für die diese Fahrt eine gute und stärkende Erfahrung war.

Das ganze Jahr hindurch haben wir uns an den Demonstrationen und Kundgebungen gegen die Abschiebungen nach Afghanistan beteiligt. Wir sehen darin vor allem den Versuch, Abschiebungen in Kriegs und Krisengebiete durchsetzbar zu machen und Angst unter den Geflüchteten zu verbreiten um die sogenannten „freiwilligen Ausreisen“ zu beschleunigen. Wir versuchen dem mit Aufklärung und Solidarität zu begegnen und Bleibeperspektiven zu eröffnen. In diesem Zusammenhang sind wir im November mit der Initiative „Bürger*innenasyl“ an die Öffentlichkeit gegangen. Bereits seit Mai hatten wir Unterschriften gesammelt, im November hatten wir über 60 Menschen zusammen, die bereit waren, mit ihrem Namen öffentlich gegen dieses Unrecht zu protestieren und zivilen Ungehorsam anzukündigen, wenn dies nötig werden sollte.

Über das ganze Jahr haben wir weitere Netzwerke geknüpft, die Zahl der Kirchenasyle in Darmstadt erhöht und weitere Gemeinden dafür gewonnen. In diesem Rahmen ist eine kleine Gruppe entstanden, die sich für das Thema „solidarische Stadt“ interessiert und sich regelmäßig trifft. Wir werden sehen, wie wir dies weiter entwickeln können. Und selbstverständlich haben wir weiter viele Einzelne in ihrem Kampf um Bleiberecht unterstützt, Anwälte gesucht, beraten, ermutigt, gestritten, ins Kirchenasyl gebracht – und uns dabei immer wieder an Erfolgen gefreut.

Dieser kurze Überblick ist nicht vollständig, v.a. fehlen die Aktivitäten der anderen Städte im Verbund. Dazu hoffentlich in einem Jahresbericht mehr.

Wir bedanken uns im Namen aller Beteiligten bei Euch, die Ihr mit Euren Spenden unsere Arbeit, unseren Kampf um gleiche Rechte für alle unterstützt. Bei der politischen Entwicklung werden unsere Aktivitäten wichtiger denn je und wir hoffen weiter auf Eure Unterstützung. Alle sind herzlich willkommen, Samstags bei uns vorbei zuschauen!

ClandestIni e.V. wünscht für das neue Jahr Kraft und Mut für alle anstehenden Herausforderungen, Freude über die kleinen Erfolge, die wir erringen können.

i.A. Doro Köhler