Auch in Eberstadt leben zahlreiche Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Somalia und anderen von Krieg und Bürgerkrieg gezeichneten Weltregionen. In der Hirtengrundhalle hatten viele von ihnen im Herbst 2015 ein erstes Dach über dem Kopf gefunden; sie haben Asylanträge gestellt und teilweise schon einen positiven Bescheid erhalten. Spätestens in diesem bewegten Jahr war abzusehen, dass das Thema von Flucht und Vertreibung unsere Gesellschaft langfristig beschäftigen würde. Wie in vielen anderen Gemeinden wurde auch in Eberstadt aus der Spontanhilfe ehrenamtlich Tätiger, die in der Hirtengrundhalle Einblick in die Lebenswirklichkeit der Geflüchteten bekommen hatten, ein nachhaltiges Engagement im Sinne interkultureller Begegnung und Hilfe. Inzwischen ist in Eberstadt ein Netzwerk entstanden, das Ehrenamtliche und Geflüchtete immer fester miteinander verbindet.
Regelmäßige Angebote
Das erste und wohl wichtigste Angebot sind Sprachangebote für diejenigen, deren Status als noch nicht anerkannte Flüchtlinge die Teilnahme an einem öffentlich geförderten Sprach- und Integrationskurs nicht zulässt. In den Räumen der Kirchengemeinden (Ev. Kirche Süd, Christuskirche, Dreifaltigkeits-kirche, St. Georg, St. Josef) unterrichten derzeit 19 ehrenamtliche SprachlehrerInnen in 11 Kursen Deutsch als Fremdsprache. Koordiniert werden diese Unterrichts-angebote von Ines Gomez.
Ein fester Treffpunkt und Ort interkultureller Kommunikation ist das Begegnungscafé im Haus der Vereine, Oberstr. 16, geworden. Eberstädter Bürgerinnen und Bürger sowie Geflüchtete und ihre Familien sind eingeladen, hier Dienstagnachmittags zwischen 15 und 18 Uhr bei Kaffee und Kuchen miteinander ins Gespräch zu kommen. Bei Sprachschwierigkeiten gibt es meistens eine Übersetzungshilfe; viele Asylsuchende sprechen aber inzwischen schon ganz gut Deutsch. Englisch dient manchmal als „Brückensprache“ – und die Schulkinder sind stolz, ihre neuerworbenen Deutschkenntnisse unter Beweis zu stellen. Das Café wird gefördert von der Eberstädter Bezirksverwaltung; ein eigenes Team trägt die Organisation. Aus den Treffen erwachsen keine Verpflichtungen – aber vielleicht die eine oder andere neue Bekanntschaft. Und bereichert fühlen sich alle Gäste durch ihre gemeinsame Gestaltung!
Veranstaltungen und Aktionen
Neben den regelmäßigen Angeboten gab es weitere Einsätze z.B. in verschiedenen Klassen der Eberstädter Waldorfschule bei Projekttagen im Mai 2016 und in späteren einzelnen Unterrichtsstunden zum Thema „Flüchtenden Schutz gewähren und Fluchtursachen abbauen“. Im September 2016 unterstützte der Asylkreis das Projekt „Internationales Kochen“ in der Stadtteilwerkstatt Eberstadt-Süd; im Anschluss daran hielt Johannes Borgetto einen Vortrag zur Situation auf der griechischen Insel Lesbos. Die Reichweite geht im Norden Eberstadts bis in die kommunale Gemeinschaftsunterkunft Jefferson-Siedlung. Dort bezieht sich das Engagement auf Einzelprojekte. Inzwischen leben in der Jefferson-Siedlung ungefähr 800 Menschen: Familien, alleinerziehende Mütter, Einzelpersonen. Auch ein Malkurs für traumatisierte Kinder steht zur Zeit auf der Agenda. Finanziert wird er von der Bürgerstiftung Darmstadt; die Ev. Kirchengemeinde Eberstadt-Süd stellt geeignete Räume zur Verfügung. Die vom Asylkreis Eberstadt gegründete Fahrradwerkstatt ihrerseits ist inzwischen in die Jefferson-Siedlung umgezogen.
Auch beratend ist der Asylkreis tätig. Er hat bei der Dotter-Stiftung in Eberstadt an der Entwicklung eines Konzepts zur Unter-stützung der Flüchtlingsarbeit in Eberstadt teilgenommen.
Öffentlichkeitsarbeit
Neu als Projekt ist ein Informationsstand auf dem Eberstädter Markt. Premiere war der Eberstädter Herbstmarkt am 24. September. Es ergab sich manche Diskussion zur Thematik von Fluchtursachen und deren Bekämpfung. Auch die Frage nach den individuellen Möglichkeiten der Integration war vielen Standbesuchern wichtig. Der nächste Einsatz ist im Rahmen des Weihnachtsmarkts am ersten Adventswochenende (26./27. Nov. 2016) im Haus der Vereine geplant.
Ein über den Stadtteil hinausgehendes Informationsangebot hat Johannes Borgetto mit der Produktion von Sendungen bei Radio Darmstadt initiiert. Sie sind zu hören jeweils am 3. Donnerstag eines Monats, von 18 bis 19 Uhr. Die bisherigen Sendungen behandelten historische, politische und literarische Aspekte im Zusammenhang von Asyl, Migration und Integration. So stand beispielsweise am 18.2.2016 die Flüchtlingskonferenz von Evian im Jahre 1938 im Fokus; am 19.5.2016 wurde die Asylrechtsänderung GG §16 thematisiert; am 15.9.2016 gab es eine Lesung zur Geschichte dreier iranischer Brüder („Unerwünscht“).
Einladung zum Mitmachen
Vieles mehr könnte in Angriff genommen, manches schon Begonnene noch wirksamer umgesetzt werden, wenn mehr Einheimische etwas von ihrer freien Zeit spendeten. Der Arbeitskreis würde sich über weitere Engagierte freuen.
Es gibt viele Möglichkeiten: Deutsch ver-mitteln, Kinder betreuen, bei Hausaufgaben helfen, individuelle Ansprechperson für einzelne Menschen werden usw. Und würde es nicht ganz besonders zum Geist der Vorweihnachtszeit passen, eine/n Asylsuchende/n für einen Nachmittag oder Abend zu sich nach Hause einzuladen?
Daneben muss viel organisiert werden: Kontakt zu Behörden, Veranstaltungen planen und durchführen, Dateien pflegen, Berichte verfassen – Hintergrundarbeit eben.
Der Asylkreis Eberstadt trifft sich i.d.Regel an jedem 2. Dienstag im Monat in den Räumen der Ev. Kirchengemeinde Süd, DA-Eberstadt, Stresemannstr. 1, 20 Uhr.
Interessierte sind herzlich willkommen, auch als Gast zu einem Treffen, zum Kennenlernen.
Weitere Informationen:
Koordination der Sprachkurse in Eberstadt: Ines Gomez (inescasa@aol.com),
Öffentlichkeitsarbeit in Eberstadt:
Johannes Borgetto
(info@asylkreis-darmstadt.de) und
Annegret von Wietersheim
Bericht: Annegret von Wietersheim
Ein Artikel über die Aktivitäten von KOKAS-Eberstadt ist auch im Darmstädter Echo erschienen.